Emscher Kreuz

Wenn wir heute durch den Stadtteil Dellwig wandern, ist es schwer vorstellbar, dass hier vor etwa 150 Jahren unwegsame Bruchlandschaft war. Die Emscher schlängelte sich in vielen Krümmungen dahin und setzte nahezu in jedem Frühjahr die ganzen Niederungen unter Wasser.

Erst als 1847 die erste Eisenbahn durch das Emschertal angelegt war und gleichzeitig die Schächte Neukölln, Anna und Levin abgeteuft waren, senkte sich das Grundwasser. Nun konnte der Boden landwirtschaftlich genutzt werden. Von überall zogen fleißige Menschen ins Emschertal. Vornehmlich beim Bergbau fanden sie Arbeit, und die gerodete Ackerfläche neben ihren Siedlungshäuschen ermöglichte ihnen ein bescheidenes Auskommen.

In manchen Jahren aber trat die Emscher über ihre Ufer und vernichtete die Früchte ihrer Arbeit. So wird berichtet, dass 1891 große Not im Emschertal war. Die plötzliche Schneeschmelze wälzte große Wassermassen durch das Tal und die Niederung war weithin in einen riesigen See verwandelt. Die Menschen flohen aus ihren Häusern und versuchten zu retten, was noch zu retten war. Aber das Wasser stieg unaufhörlich. Ertrunkene Haustiere: Schafe, Ziegen und Kaninchen schwammen auf den Fluten. Über drei Wochen konnten die Kinder ihre Schulen nicht besuchen. Vierzehn Tage stand das Wasser. Als die Menschen wieder in die Häuser zurückkehren konnten, hatten sie bald in ihrem unermüdlichen Fleiß alle Schäden beseitigt. Noch einmal, im Jahre 1905, trat die Emscher weit über ihre Ufer.

Dann aber legte man hohe Dämme an und zwang den Fluss endgültig in sein Bett. Nach dem Bau des Rhein-Herne- Kanals (Bauzeit von 1905 bis 1914) ist die Emscher nie wieder über ihre Ufer getreten.

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Aber es waren auch gottesfürchtige Männer, die im Emschertal gesiedelt hatten. Sie stellten ihr Werk unter den Schutz Gottes. Das Kreuz, das heute an der Haus-Horl-Straße steht, ist Zeuge jener Zeit.

Am 15.11.1981, an dem Tag, als Papst Johannes Paul II. seinen Deutschlandbesuch antrat, pflanzte der Steinmetzmeister Rudolf Hendricks eine Buche hinter dem neuerrichteten Kreuz.

Entnommen aus: Kreuze am Wege, ISBN 3-922693-53 -9 1983 Verlag Pomp & Sobkowiak, Essen